61. Reisetag

Mittwoch, 15. Juli 2015

Von Oksfjord Camping nach Svensby

Der Morgen ist vielversprechend, wieder gutes Radwetter, langsam keimt die Hoffnung auf schönere Tage in mir auf. Vor der Abfahrt traf ich noch Bernd aus Berlin, der mit dem Rad über Polen und Finnland angereist war. Da wir den gleichen Weg und den gleichen Zeltplatz für diesen Tag angepeilt hatten, verabredeten wir uns für den Abend auf dem Campingplatz in Lyngseidet, der auf seiner Karte eingezeichnet war.

Wie die Platzbetreiberin mir ja erzählt hatte, kam nach 25 km, die recht schnell absolviert waren, der besagte Einkaufsmarkt. Ich wollte mir natürlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mir ein Frühstück zu genehmigen. So saß ich vor der Ladenkette auf der Bank mit meinen Brötchen und Würsten, als sich zwei Bauarbeiter einen Tisch weiter platzierten. Unschwer konnte ich ihren Worten entnehmen, dass es sich um Landsleute handelte und so kamen wir natürlich ins Gespräch. Seit nun auch 11 Jahren seien sie hier im Norden Norwegens beschäftigt, das Leben sei beschaulich und übersichtlich, jedoch die Arbeit auf der Baustelle zur Winterzeit ziemlich hart und Schneefälle von ca. 1,5 m in einer Nacht keine Seltenheit. Morgens schaufeln um zur Arbeit zu kommen, abends schaufeln um auf den Hof zu kommen. Trotzdem seien die Arbeitsbedingungen hier gut und sie wollten nicht zurück in die Heimat, die sie einmal im Jahr besuchen. Ich ließ mir von ihnen die weitere Strecke beschreiben. Drei Hügel lägen auf dem Weg nach Olderdalen, von wo ich ja mit der Fähre nach Lyngseidet übersetzen wollte. Nach dem ersten der drei bekam ich gleich zu spüren wie schwer die Etappe werden würde, aber um es vorweg zu nehmen, alle Hügel waren fahrbar. Wie an den Tagen zuvor führte die Fahrt auf der E6 an einer Landschaft vorbei, an der sich die Fotomotive wie an einer Perlenschnur aneinander reihen. Da die Strecke nach den überwundenen Hügeln einfacher wurde, nutzte ich natürlich die Gelegenheiten.

Bei einer Rast in Rotsund fragte ich eine junge Dame nach dem Weg in Richtung Olderdal und so kamen wir ins Gespräch. Sie stamme aus den Niederlanden und sei nach Norwegen wegen der hier guten Arbeitsbedingungen gegangen. Scheint wohl was dran zu sein, wie ich ja jetzt bereits aus einigen Gesprächen erfahren habe. Außerdem habe sie hier alle Möglichkeiten: Skilaufen, Trekking, Baden (wenn es nicht so kalt ist wie in diesem Jahr) und wie bereits gesagt die guten Arbeitsbedingungen. Der Weg nach Olderdalen sei nicht mehr so anstrengend sagte sie. Na ja, was die Leute, die hier leben so darunter verstehen, aber es ließ sich wirklich gut fahren.

Auf einem der Parkplätze am Wegesrand traf ich ein älteres Pärchen mit ihrem WoMo. Sie stammten aus Kassel, meiner alten Heimatstadt und so gab es natürlich genügend Gesprächsstoff. Er war früher Reisebusfahrer und sei oft die Strecke zum Nordkap gefahren und beide waren nicht nur Skandinavien Fans sondern auch noch Geo-Cacher. Im Fond ihres Autos lag doch auch tatsächlich ein kleiner Pin, ein Eisbär, der den Besitzer als Mitglied des Eisbärenclubs kennzeichnet.

Schließlich rollte ich am Nachmittag in Olderdalen ein. Die Fähre stand auch schon abfahrbereit und nach 40-minütiger Fahrt stand ich in Lyngseidet. Prima, den Campingplatz suchen, Zelt aufbauen und Beine hochlegen. Hinweisschilder für einen Campingplatz fand ich allerdings nicht und so suchte eine Tankstelle auf. Eine schier unerschöpfliche Informationsquelle, wenn es um Ortskenntnis geht. Leider fiel die Antwort der Bedienung nicht so aus, wie ich erhofft hatte. Es gab wohl mal einen Campingplatz, der sei aber schon lange geschlossen, Bernds Karte scheint wohl schon älter gewesen zu sein. Der nächste Platz in Richtung Tromsø sei ihrer Kenntnis nach in Svensby, ca. 21 km entfernt, dort wo die Fähre nach Breivikeidet abgeht. Na prima, dachte ich, rauf auf den Sattel und die wenig befahrene und wenig bewohnte Strecke unter die Räder genommen. Die schöne ruhige Strecke allerdings entschädigte mich für die zusätzlichen Kilometer. Am Fähranleger in Svensby stand ein großes Schild Camping, aber einen Platz sah ich nicht, erst nachdem ich einige Einwohner befragt hatte, konnte ich den Platz ausfindig machen, etwas abseits der Straße, sehr gepflegt, ohne Shop oder Einkaufsmöglichkeit. Zum Glück hatte ich ja noch einige Würste von heute morgen, die ich dann in der Erbswurst (getrocknete Ebsensuppe mit Speck in Wurstform, die ich immer in Reserve habe. Sie ist zwar nicht so lecker wie die früher von meiner Oma, aber sie erfüllt auf so einer Reise absolut ihren Zweck, nimmt wenig Platz weg und ist immer griffbereit. „Verfeinert“ mit den Würsten eine doch schmackhafte Angelegenheit. So war ich an diesem Abend mit dem Tag und mir zufrieden.

Ach so, Bernd habe ich leider nicht mehr getroffen.

Statistik:
Tageskilometer: 100,79 km
Tageshöhenmeter: 937 m
Fahrzeit: 06:20 Std.

 

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