59. Reisetag

Montag, 13, Juli 2014

Von Langfjodbotn (Altafjord Camping) nach Oksfjord (Oksfjord Camping)

Als ich am Morgen aufwache scheint die Sonne am wolkenlosen Himmel und der Gedanke, ohne Milchkaffe und nur durch die „Frittenhütte“ versorgt, den Tag verbringen zu müssen, stimmte mich nicht gerade fröhlich. So beschloss ich gegen 09:15 h, heute wird doch geradelt! Innerhalb von 45 min. war alles verpackt, ich war abreisebereit und noch ahnte ich nicht, was da heute auf mich zukommen würde. Ich wollte an den Oksfjord (Oksfjord Camping). Nach Karte eine Entfernung von knapp 68 km. Das könnte bei dem Wetter eine gemütliche Fahrt werden, aber …

Nach 20 km, wie es die Campingplatz Besitzerin gesagt hatte, kam ich an dem besagten  Markt an, wobei es sich dabei um eine Tankstelle mit einem Imbiss handelte. Egal, mir knurrte der Magen und der musste gefüllt werden. In dem Imbiss bekam ich dann ein leckeres Essen und Kaffee so viel ich wollte. Der Koch brachte mir das Essen an den Tisch und ich sprach ihn auf Englisch an. Er schaute mir ins Gesicht und sagte: „Kannst auch ruhig deutsch mit mir reden.“ Er erzählte mir, er sei seit 10 Jahren in Norwegen und seit drei Jahren arbeite er in dem Imbiss. „Eine schöne Gegend hast du dir da ausgesucht“, sagte ich. Von der bekomme er insbesondere im Sommer, wenn die ganzen Touristen kommen, nichts mit. Die würden mehr sehen als er selbst. Wir verabschiedeten uns und er wünschte mir noch eine gute Fahrt.

Bereits bei der Anfahrt zum Imbiss hatte ich gesehen, dass es danach gleich den Hügel hinauf geht, wie Samuel sagen würde. Dieser „Hügel“ führte mich aber an diesem Tag zum ersten Mal wieder über die Baum- und an meine Belastungsgrenze. Schnaufend und schwitzend kam ich oben an und meine Trinkvorräte reduzierten sich schneller als ich gedacht hätte. Doch das war noch nicht alles, was an diesem Tag in dieser Richtung auf mich zukam. Ca. 14 km vor dem Ziel kam dann der Troll mit dem Hammer. Ein Hügel, dessen Aufstieg bereits von unten betrachtet endlos schien und mich tief Luft holen ließ. Aber es half ja nix, die Strecke führte nun mal da lang. Allerdings kam ich nicht besonders weit. Nach ca. 400 m mit guten 10% war die Luft raus. Absteigen und schieben, dachte ich, auch dieser Hügel hat mal ein Ende.

Dass dieses Ende doch 7 km entfernt lag, ahnte ich nicht (mein Tacho geht ziemlich genau). Km um km schleppte ich mich vorwärts, die Wasservorräte waren aufgebraucht, ich war wieder oberhalb der Baumgrenze. Zum Glück gibt es hier Schmelzwasserbäche, deren Wasser man bedenkenlos trinken kann, doch ein zugänglicher kam erst ungefähr 500 m vor der Bergkuppe. Man sollte nur darauf achten, dass oberhalb der Entnahmestelle kein Vieh weidet, das könnte den Geschmack des Wassers in nicht unerheblichen Maß beeinträchtigen ;-(

Oben angekommen, der Ausblick war grandios, brauchte ich erst einmal eine halbe Stunde Pause, die ein dänisches Ehepaar mit mir verplauderte. Sie kannten die Gegend und erzählten mir, ein kleines Stück ging es noch bergauf, aber dann käme eine lange Abfahrt. Recht hatten sie. Nachdem ich mich wieder fahrender Weise den letzten Rest hinaufgequält hatte, folgte eine rasante Abfahrt zum Campingplatz, genauso lang, wie der Aufstieg war.

Als ich endlich am Campingplatz ankam, musste ich leider feststellen, dass ein Aufstellen des Zeltes nicht möglich war. Zum einen standen überall Hütten und zum anderen bestand der Boden aus hartem Fels und Schotter. Der nächste Platz war 20 km entfernt und da es schon 18:00 h war und ich müde, nahm ich eine Hütte (sogar mit eigener Dusche und eigenem Klo), die ich für den halben Preis bekam. Der Platz liegt direkt am Oxfjord, ringsum wieder schneebedeckte Berge und glockenklares Wasser. Jawoll dachte ich, das ist ein schöner Platz für einen Ruhetag.

Was jetzt folgt entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die Antwort auf meine übliche Frage nach Einkaufsmöglichkeiten ließ mich doch zusammenzucken: 25 km war die trockene Antwort. Aber wie das Leben als „Radnomade“ so spielt, trifft man immer wieder auf nette, hilfsbereite Leute. Die Platzbetreiberin fragte mich, was ich denn so brauche. Hunger habe ich, war meine Antwort. Das war offensichtlich ein Stichwort und vermutlich habe ich auch abgekämpft ausgesehen. Ich mache dir Waffeln und du bekommst erst mal einen Kaffee sagte sie in einem fast mütterlichen Ton. Den Worten ließ sie Taten folgen und ich bekam frische Waffeln mit Marmelade und einen leckeren Kaffee. Danach ging es mir schon bedeutend besser, doch meine Vorräte waren ja auch zu Ende. Just zu diesem Zeitpunkt kam ihr Sohn vom Einkaufen. Sie fragte, was ich brauche. Brot und Milch war meine Antwort. Was dann kam, lässt sich einfach nicht in Worte fassen. Sie nahm eine große Plastiktüte und stopfte sie voll mit Brot, Milch, Butter, Käse, selbstgemachter Marmelade, Eiern und einer Dose „Trondheimer Touristen Proviant“ (Dosenfleisch). Ich bedankte mich herzlich und nach dem Duschen gab es dann ein kleines Festmahl in meiner Hütte. Wieder so eines  von den Erlebnissen, die glaube ich viele Radler kennen und an dieser Art zu reisen schätzen. Trotz aller Anstrengungen ein wunderschöner Tag auf meiner Tour. Nette Leute trifft man überall, man muss nur offen dafür sein.

Nach dem üppigen Mahl hatte ich auch wieder genügend Energie Berichte zu schreiben, insbesondere in der schönen Umgebung, direkt an einem See mit schneebedeckten Berggipfeln auf der gegenüberliegenden Seite.

Statistik:
Tageskilometer: 67,76 km – Durchschnitt 13,04 km/h !
Tageshöhenmeter: 1086 m
Fahrzeit: 05:11 Std.

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