
57. Reisetag
Samstag, 11.07.2015
Von Russeness nach Alta
Um 07:30 h bin ich startklar und die Fahrt in Richtung Alta beginnt. Gleich zu Beginn komme ich heftig ins Schwitzen und das sollte nicht das Einzige mal für den heutigen Tag gewesen sein. Immer wieder sind Anstiege zu bewältigen, so ist das nun mal in Norwegen. Es ist ein richtig guter Tag zum Radfahren. Auf den Anhöhen ist es noch ziemlich frisch und die Kleidung habe ich entsprechend angepasst. Das Wichtigste ist, es ist trocken.
Nach und nach fällt auf, dass sich der Bewuchs der Berge verändert. Erstmals sind am Ende des Tages wieder kleinere Bäume zu sehen und am Ziel meiner heutigen Reise Wälder. Ein Fotomotiv jagt das andere und von Zeit zu Zeit mache ich einen kleinen Stopp, um die Schönheit der Landschaft für mich zu dokumentieren.
Nach einem Anstieg mache ich auf einem der wenigen Parkplätze Halt. Vor mir ist ein Bus eingefahren, die Passagiere steigen aus um sich die Beine zu vertreten. Wie ich unschwer am Kennzeichen des Busses erkennen kann, deutsche Touristen aus Minden. Wir kommen ins Gespräch und einige berichten von ihren eigenen Touren, entweder mit dem Rad oder aber zu Fuß auf dem Jakobsweg. Natürlich gibt es auch Fachsimpeleien bezüglich meines Fahrrades. Eingehend wird alles unter die Lupe genommen. Die Pedale und der Luftdruck geprüft und viele Fragen gestellt. Eine durchaus interessierte Runde hat sich da um meinen Troll zusammengefunden.
Nach den üblichen Fragen des Woher? und Wohin? kam auch die Sprache auf meine beiden Begleiter, die Bären. Das war natürlich mein Stichwort und nachdem ich meine Bärenherz Geschichte erzählt hatte, wurden spontan die Geldbörsen gezückt. Leider nehme ich ja direkt kein Geld an und so habe ich ihnen den üblichen Weg über meine Internetseite mitgeteilt. Nachdem wir uns überschwenglich voneinander verabschiedet hatten und sie mir eine gute Weiterreise gewünscht hatten, hatte ich den Eindruck, den nächsten Anstieg lässig und locker genommen zu haben, hatte ich doch eventuell wieder neue Spender animiert. Vielleicht sollte ich mir für die Zukunft überlegen Spenden auch direkt anzunehmen – was man hat, das hat man.
Die nächste Begegnung an diesem Tag sollte nicht lange auf sich warten lassen. Ein Japaner, der in Richtung Kap fuhr, erzählte mir, er sei seit geraumer Zeit mit dem Rad in der Welt unterwegs. Von Zeit zu Zeit fliege er zu bestimmten Orten und fahre dann mit dem Rad weiter, wie jetzt zum Nordkap. Wie schon so oft gesagt, man trifft schon interessante Leute auf einer Radtour. So traf ich bei einer Pause auch Alan aus Kanada, ebenfalls wie ich im Ruhestand. Auch er war auf dem Weg zurück vom Kap. Er plant, sich in verschiedenen Ländern Europas umzusehen (Frankreich, Schottland, Deutschland, Italien). Seine Reise soll bis Oktober dauern. Lykka til ihr beiden – viel Glück – wie man hier in Norwegen sagt.
Nachdem die vielen Hügel überwunden und die lange Abfahrt in Richtung Alta genommen war, kam ich gegen 16:00 h hier am Campingplatz an, fuhr noch schnell zum Supermarkt, um mich für den Abend und den nächsten Tag einzudecken, denn Sonntags sind hier die Läden geschlossen. Und da viel Radfahren auch hungrig macht, sollten die Vorräte immer aufgefüllt werden. Auf dem Weg zurück vom Markt traf ich Samuel, mit dem ich gemeinsam am Montag am Kap war. Wir sind beide auf dem gleichen Campingplatz und verabredeten uns zum Abendessen. Samuel, der bereits seit einigen Tagen hier auf dem Platz verweilt und am Montag den Heimflug antritt, erzählte mir, er fahre hier auch die eine oder andere Strecke ab. So sei er eine einsame Straße in die Berge gefahren und traf dort auf einen noch jungen Elch, der so zutraulich war, dass er sich streicheln ließ, intensiv die Packtaschen am Rad in Augenschein nahm und zum Abschluss noch eine geraume Zeit neben dem Rad herlief. Die Bilder von der Begegnung habe ich mir angeschaut, beneidenswert. Vielleicht habe ich ja auch noch Glück. Übrigens, es ist jetzt fast 23:00 h und noch immer hell, denn noch befinde ich mich ja oberhalb des Polarkreises. Leider ist die Sonne hinter den Wolken verschwunden.
Statistik:
Tageskilometer: 112,19 km
Tageshöhenmeter: 1093 m
Fahrzeit: 07:04 Std.
Sorry, the comment form is closed at this time.