
52. Reisetag
Montag, 06. Juli 2015
Honnigsvåg Nordkapp Camping Skipsfjorden – Nordkap
Tag der „Gipfelstürmung“
Ein leichtes Gefühl der Aufregung vor dem heutigen besonderen Tag zeigte sich schon am Vorabend. Schon früh, gegen 02:30 h, war ich wach und konnte nur noch vor mich hin dösen. Ich wollte ja früh losfahren, somit dem Massentourismus am Kap entgehen, um so eventuell schöne Bilder machen zu können. Schließlich hielt mich um 1/2 4 h nichts mehr im Schlafsack und ich bereitete mich auf diesen für mich besonderen Tag vor. Alle Sachen wie Kamera und Geld rauslegen, die Kleidung aussuchen, den Himmel beobachten, all das machte ich mit Bedacht, um auch ja nichts zu vergessen.
Um 05:00 h war ich starbereit. Kurz noch die Kamera am Rad befestigen und los ging es. Der Campingplatz liegt ca. 26 km vom Kap entfernt und die Strecke beginnt mit einer Steigung von 9% über mehr als drei Kilometer. So kam die Maschinerie schnell auf Touren und so langsam schraubte ich mit auf der kurvenreichen Straße in die Höhe, vorbei an einer schönen Landschaft von spärlichem Bewuchs. Immer wieder wurden Ausblicke auf die kleinen und großen Fjorde frei, Rentiere standen unbeeindruckt auf der Straße. So reihte sich ein Fotomotiv an das andere. Für die langen Anstiege, von denen es einige gab, hatte ich mir einen Takt ausgedacht, in dessen Rhythmus ich die Berge hinauffuhr: „Ich will da hin.“ Das half mir jedenfalls gut, die zwei schwersten Berge zu erklimmen, ohne absteigen zu müssen. Unterwegs wurde ich doch noch von den Bussen der Hurtigrute überholt, die auch um diese frühe Stunde das gleiche Ziel hatten wie ich.
An einem wunderschönen Aussichtspunkt mit Blick auf einen Fjord hielten sowohl die Busse als auch ich an, um dieses einmalige Fotomotiv festzuhalten. Dort traf ich dann auch das nette Ehepaar wieder, mit denen ich bereits auf der Fahrt nach Hammerfest auf der Trollfjord gefahren bin und mich nett unterhalten habe.
Dann ging es weiter, dem Ziel entgegen. Von Weitem schon konnte man die Gebäude auf dem Kap erkennen, doch noch waren einige Schweißtropfen zu opfern. Dann der erste Hinweis: Nordkapp 500 m, und endlich das Zeichen Nordkapp. Es war für mich ein überwältigendes Gefühl, endlich dort angekommen zu sein, wovon ich so lange geträumt und mich vorbereitet hatte. Eintritt zum Zugang brauchte ich nicht zu bezahlen, Fußgänger und Radfahrer sind davon befreit, eine kleine Anerkennung der Leistung, auf diesem Wege das Kap erreicht zu haben. Bei meiner Ankunft hätte es nicht besser sein können. Als sollte ich für die vergangene Schlechtwetterperiode belohnt werden, strahlte die Sonne und die Sichtweite war phänomenal. 2 Stunden und 5 Minuten hatte ich für die 26,6 km und 790 Höhenmeter benötigt.
Der Weg zur Weltkugel führt um das Gebäude herum und ich traf das eben erwähnte Ehepaar wieder, die netterweise Bilder von mir (natürlich im Bärenherz Trikot) und meinem Troll machten. Nach und nach verschwanden die Bustouristen und für eine geraume Zeit war ich ganz allein auf diesem touristischen Endpunkt Europas. Ich kann es leider nicht in Worte fassen, was es für ein Gefühl ist, dort endlich angekommen zu sein. Dort oben traf ich noch auf einen anderen Radler, Samuel, der eine halbe Stunde nach mir dort eintraf, ihm erging es ebenso wie mir.
Was dann folgte, war ein ordentliches Frühstück gemeinsam mit Samuel, das wir uns redlich verdient hatten wie ich denke und dann natürlich der Gang durch den Souvenir Shop und den Einkauf eines Nordkap Pins für den Bären, der sichtlich zufrieden war als ich ihm den Pin ansteckte. Die versprochenen Postkarten schreiben und die Zeit noch ein wenig genießen, denn wer weiß, ob ich jemals wieder hier sein werde. Das gute Wetter, die beeindruckende Landschaft und das besondere Gefühl dort zu sein wollte ich so lange wie möglich in mich aufnehmen.
Doch schließlich war die Zeit des Abschieds gekommen und ich machte mich auf den etwas leichteren Rückweg, es wurde nun auch schon ein wenig frisch, was man besonders in einigen Abfahrten merkte, wenn einem der kalte Fahrtwind um die Nase weht. Für den Rückweg und die jetzt folgenden Steigungen hatte ich mir einen anderen Rhythmus ausgedacht: „Ich will nach Haus.“ Denn es waren tatsächlich die ersten 26 km zurück auf dem Weg nach Frankfurt am Main. Auch diesmal verfehlten diese Worte nicht ihre Wirkung und so kam ich letztendlich gegen 16:15 h nach einem wunderschönen Tag für mich wieder auf dem Campingplatz an, wo Karlheinz schon wartete und natürlich alles über den Tag wissen wollte. So verbrachten wir den Abend mit Gesprächen übers Radeln, unsere Reise zum Kap und so manch private Dinge.
Ich habe mein Ziel erreicht und wünsche allen Menschen, dass es ihnen ebenfalls gelingt, sich einen Traum zu erfüllen. Auch wenn ich nicht auf dem Weg, den ich mir vorgestellt hatte hier angekommen bin, so bin ich doch restlos zufrieden … und wer weiß, vielleicht führt mich mein Weg doch noch mal hierher, aber dann hoffentlich unter besseren Bedingungen und dann komplett mit dem Rad.
Statistik:
Tageskilometer: 53,25 km
Tageshöhenmeter: 1302 m
Fahrzeit: 03:51 Std.
Bildergalerie 52. Reisetag:
- Der Morgen vorm Start
- der Weg zum Kap
- Zieleinlauf
- Am Ziel
- Allein am Kap
- Rentiere am Wegesrand
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