40. Reisetag

Mittwoch, 24. Juni 2015

Von Brumunddal nach Lillehammer

Um 08:00 h war ich abreisebereit und der Troll bewegte sich in Richtung Lillehammer, meinem heutigen Etappenziel. 47 km standen nur auf dem Plan und ich dachte, ein kleiner Vorgeschmack auf den Ruhetag, den ich mir ja verordnet hatte.

Zwischen mir und meinem Ziel lagen aber zwei Bergwertungen. Eine gleich zu Beginn und die zweite ca. 16 km vor Lillehammer. Bereits bei der ersten, die sich zog wie Kaugummi, musste ich einen kleinen Zwischenstop einlegen, um dann erneut den Rest zu fahren. Das war aber nur der Auftakt. Die zweite hatte ca. 6-7% Steigung und nach dem ich mir den ersten Kilometer aus den Beinen gedrückt hatte, kam eine Baustelle, wieder mit einer individuellen Verkehrsführung, so etwas hatte ich ja schon mal. Als ich neben den wartenden Autos stand, kam von oben ein Rennradfahrer, der neben mir anhielt und sein Rad kontrollierte. Ich fragte ihn, wie lang denn die Steigung noch sei und er antwortete mit einem Lächeln: „Ca. 2 km oder etwas mehr.“ Allein bei dem Gedanken, was da noch vor mir lag, trat mir der Schweiß auf die Stirn. Also die Müslireserven aufgerufen und mit dem nächsten Fahrzeugtross fuhr ich los. Im Vorbeifahren an dem Streckenposten konnte ich hören, dass er dem Posten auf der anderen Seite mitteilte, ein langsamer Radfahrer sei auch dabei – jedenfalls soweit ich das verstehen konnte. Insgesamt vier mal fuhren die Autos von unten oder oben an mir vorbei, bis ich endlich zwar das Ende der Baustelle, aber noch nicht den Gipfel erklommen hatte. Jedenfalls machte ich eine Pause, um meinen Wasserhaushalt auszugleichen, als eine Dame ihren Briefkasten, die hier oftmals an der Straße stehen, leerte. Sie fragte, ob ich mir dem Gepäck hinaufgefahren sei. Als ich bejahte sagte sie mir, dass die restlichen Kilometer nach Lillehammer einfach zu fahren wären. Und sie hatte Recht.

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Auf der Fahrt von Brumunddal nach Lillehammer begegneten mir einige Rennradfahrer und hier in Lillehammer erfuhr ich, dass am Wochenende die norwegischen Radmeisterschaften stattfinden.

Die Einfahrt nach Lillehammer war toll, bei strahlendem Sonnenschein, einer langen Abfahrt und in der Entfernung ein schneebedeckter Berg. Bereits dort sah man, hoch oben am Berg die große Skisprunganlage und ich kann nur den Mut bewundern, mit dem sich die Springer der Herausforderung stellen dort hinunter zu fahren. Allein bei der Ansicht wurde mir flau im Magen. Gleiches gilt für die Biathleten oder Langläufer, die diese steilen Berge hochrennen. In natura ist das viel beeindruckender, als es im TV erscheint.

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Als ich am Ortseingang zu meinem Zeltplatz navigieren wollte, fiel mein Navi aus. Es hatte wohl bei dem Sturz während einer Rast, verursacht durch den Luftzug eines vorbeifahrenden LKWs, einen Knacks wegbekommen. Der Touch Screen reagierte nicht mehr. Doch der Zeltplatz ließ sich auch so einfach finden. Schön gelegen mit einem wunderbaren Blick über das Tal und den See.

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Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, fing es leider an zu regnen und ich nutzte die Zeit für eine Mittagsruhe, die Taschen blieben zunächst am Rad.

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Um 15:45 h, wie angekündigt, trafen dann auch Steffi und Ricarda ein, mit denen ich mich ja hier in Lillehammer verabredet hatte. Ich freute mich, sie hier, so hoch im Norden, wieder zu sehen. Wir machten einen kleinen Stadtbummel in das ca. 1,5 km entfernte Stadtzentrum, gingen schließlich in eine den beiden von einem früheren Besuch her bekannte Kneipe und ließen uns mit herrlich schmeckenden Burgern verwöhnen. Den Abend beschlossen wir bei netten Gesprächen auf dem Zeltplatz. So sahen wir uns die Strecke an, die zum Peer-Gynt-Weg in Richtung Trondheim vor mir liegen sollte. Røros, so hatte ich ja schon vorher beschlossen, wollte ich nicht anfahren. 30 km mit 1000 Höhenmetern. Wie steil das dann sein muss, kann sich jeder selbst ausmalen und so würde ich nicht so schnell vorankommen, wie ich es eigentlich gedacht hatte. Ich hatte viel Zeit durch die Teilnahme an den beiden Marathons und die damit verbundenen Strecken verloren. Dies hatte ich bei meiner Planung nicht so richtig bedacht bzw. erwartet. Sollte ich in solch einem Tempo vorankommen, würde sich mein Zeitplan noch weiter nach hinten verschieben. Bis morgen wollte ich mir eine Lösung überlegen und der Himmel zeigte sich in einem düsteren Grau mit ein paar versöhnlichen Sonnenstrahlen.

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Statistik:
Tageskilometer: 47,96 km
Tageshöhenmeter: 552 m
Fahrzeit: 03:35 Std.

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