
39. Reisetag
Dienstag, 23. Juni 2015
Vom Campingplatz ca. 10 km hinter Skarnes nach Brumunddal
Es fing schon recht gut an, um 07:30 h fuhr ich los und die ersten Kilometer liefen gut. Doch dann, so nach und nach, holte mich der Hügeltroll (wie bereits geschildert sind es in Norwegen die Trolle, die ihre Späße treiben) ein, manchmal auch im Gespann mit dem Gegenwindtroll. Wieder war eine Steigung von 2 km dabei, die ich im ersten Gang (dem leichtesten für nicht Radfahrer) erklimmen musste. Da schnauft der alte Diesel schon ganz gut. Und neben mir lief der ganz normale Verkehr auf der RV 24. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man mit wahnsinnigen 7 oder 8 km/h den Berg hochastet und die LKWs an einem vorbeirauschen. Mit dem Gewicht am Vorderrad kann man auch nicht immer so die Spur halten. Ich bin froh, einen Rückspiegel am Rad zu haben, da war ich wenigstens vorgewarnt. Aber eines muss man den norwegischen Autofahrern lassen, geduldig fahren sie hinterher, wenn sie nicht gleich überholen können. Keiner drückte irgendeinen Unmut durch Hupen aus und gebührenden Abstand wahren sie auch. Das hatte ich von der Fahrt nach Rostock bei uns anders in Erinnerung.
Die Fahrt durch die Wälder Norwegens hielt aber noch eine Überraschung für mich bereit. Auf einer Strecke von 10 km stieß ich auf eine Baustelle, eine Schotterstraße, natürlich auch mit entsprechenden Anstiegen, die anfänglich mit dem Schild: „Vorsicht! Sprengung!“ markiert war, zum Glück gab es keine zu der Zeit als ich vorbeifuhr. Doch innerhalb der Baustelle hielt man noch zwei Schmankerl für mich bereit. Zum einen eine Engstelle, die Ampel geregelt war. Hier musste ich zügig durchrauschen, um nicht mit dem Gegenverkehr in Kontakt zu kommen. Das war noch halbwegs machbar. Aber eine weitere Engstelle war individuell geregelt. Ein Baustellenfahrzeug fuhr vorweg und der gesamte Tross hinterher, immer eine Seite nach der anderen im Wechsel. Jetzt hatte ich das Pech, vor einem Sattelzug zu stehen. Als es losging, musste ich im Sprinttempo über die Schotterpiste hasten und was soll ich sagen, ich habe den LKW abgehängt. Schließlich konnte er durch die vielen Schlaglöcher nicht so schnell fahren, wie ich um sie herumkurvte. Während der gesamten Durchfahrt durch die Baustelle hatte ich nur Angst, von einem aufspritzenden Stein der außerhalb der Engstellen an mir vorbei fahrenden Autos getroffen zu werden. Aber wie sagt der Rheinländer: Hat ja noch mal jut jejangen.
Nachdem ich die stressige Strecke hinter mich gebracht hatte, beschloss ich, heute nur bis Hamar zu fahren. Ich freute mich darauf, mich am Nachmittag ein wenig auszuruhen. Als ich jedoch dort ankam und nach dem Campingplatz fragte, sagte man mir, der sei geschlossen worden. Nix mit ausruhen. Also, Smartphone rausholen und einen neuen Platz suchen. Der nächste war in Brumunddal, allerdings 22 zusätzliche Kilometer entfernt. Und zu allem Unglück kam es, wie es kommen musste, die dunklen Wolken hatten es schon angekündigt, fing es an zu regnen, zum Glück nicht lange nur eine Stunde dann war der Spuk vorbei. Ich war froh, als ich endlich auf dem Platz ankam und hätte keine Lust mehr gehabt, auch nur noch einen Kilometer zu fahren. Ich werde mir mal einen Ruhetag in Lillehammer gönnen, morgen Nachmittag klar Schiff machen, wie der Seemann sagt und an dem anderen Tag einfach die Beine hängen lassen,
Eine der Erd- oder auch Schotterstraßen hat mich denn heute doch geknackt. Bei einem längeren Anstieg mit 10 oder 12%, war einfach kein Dampf mehr auf dem Kessel und die Luft aus den Beinen, schieben war angesagt. Das war so ziemlich im letzten Viertel der Strecke, aber dafür wurde ich mit einer langen Abfahrt nach Brumunddal belohnt.
Ach so, zwei kleine Episoden hätte ich fast vergessen zu erzählen. Zum Einen standen mitten im Wald, auf der Kuppe einer Steigung plötzlich Schafe auf der Straße, völlig unbeeindruckt von dem Verkehr.
Sie ließen sich weder durch Hupen noch durch Zurufe dazu bewegen, die Straße zu räumen. Schließlich trotteten sie, gemächlich auf der Gegenspur gehend den Berg hinunter und der Verkehr kam langsam wieder in Fluss. An anderer Stelle astete ich gerade schnaufend wie eine alte Dampflok den Berg hinauf, als eine kleine Kuhherde über die Leitplanke schaute.
Mit ihrem mitleidigen Gesichtsausdruck schienen sie zu fragen: „Junge, warum tust du dir das an? Das frage ich mich auch manchmal und die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Weil ich es will und es ein von mir langgehegter Traum ist, den ich nun endlich verwirklichen kann. Vielleicht habe ich nie mehr die Gelegenheit dazu und diese Möglichkeit will ich nutzen. Aber auch, um den Bärenherz Kindern, die leider diese Möglichkeit nicht mehr haben werden, etwas zu geben, damit ihnen in der kurzen Zeit den Umständen entsprechend geholfen werden kann. Also, liebe Leser öffnet nicht nur die Internetseite, sondern auch euer Herz und ein wenig euren Geld-beutel, damit sich die Quälerei nicht nur für mein Ego lohnt, sondern auch ein schöner Betrag an Spenden zusammen kommt. An dieser Stelle einen lieben Gruß aus Norwegen an das gesamte Bärenherz Team. Der Bär fährt immer mit.
Der Campingplatz in Brumunddal ist sehr schön gelegen, aber auch nur nach einer kleinen Klettereinlage zu erreichen. Das Wetter verhieß wieder mal nichts Gutes und so war Hüttencamping angesagt.
Die Temperaturen waren erträglich, obwohl Ende Juni bei uns andere herrschen, jedoch die Aussichten für Lillehammer waren nicht berauschend.
Statistik:
Tageskilometer: 88,18 km
Tageshöhenmeter: 754 m
Fahrzeit: 06:16 Std.
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