34. Reisetag

Donnerstag, 18. Juni 2015

Von Kristinehamn nach Karlstad

Schon um 05:20 h war ich wieder wach schaute aus dem Fenster auf den grauen, wolkenverhangenen Himmel. Schönes Wetter hatte ich irgendwie anders in Erinnerung. Aber da ich vorwärts kommen wollte, packte ich meine sieben Sachen, putze noch mal die Hütte, die so schön warm und gemütlich war und hielt noch einen Plausch mit meinen Nachbarn, einem deutschen Ehepaar, das mit ihren Rädern die Ufer des Vänernsees erkundete. Eingefleischte und erfahrene Reiseradler und Camper. Auch sie hatten aus Schutz vor dem Wetter eine Hütte als Bleibe vorgezogen. Natürlich drehte sich das Gespräch um Reiserad fachliche Dinge. Aber schließlich kamen wir doch auf eines meiner Lieblingsthemen zu sprechen: Bärenherz. Sie erzählten mir die Geschichte eines nahen Verwandten, der nach schwerer Krankheit auch in einem Hospiz verstorben war und wie nett und fürsorglich dort die Pflege gewesen sei. Genauso habe ich es bei Bärenherz kennengelernt. Bereits am Abend zuvor hatten wir das Thema schon einmal kurz angesprochen und ich natürlich von meiner Aktion berichte, ohne aber in Details zu gehen. Am heutigen Morgen nun teilten sie mir mit, sie wollten auch etwas spenden. Ich verwies auf meine Internetseite, die sie sich notierten. Wir verabschiedeten uns doch leider habe ich vergessen, mir wenigstens die Vornamen geben zu lassen. So ihr beiden spendet, herzlichen Dank dafür unbekannter Weise. Das war wieder so eines der besonderen Radreiseerlebnisse.

Nach diesem aufbauenden Gespräch verließ ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Campingplatz, was kümmerte mich angesichts solcher Begebenheiten das Wetter. Noch war der Himmel nur grau verhangen, doch vorsichtshalber hatte ich schon mal meine Regenjacke angezogen und schon nach ca. 10 km musste ich die restlichen Sachen auch noch aus der Tasche holen, denn die Wolken verdüsterten nicht nur den Tag, sondern sie ließen es auch regnen. Egal, ich dachte an das Gespräch am Morgen und alles war nur noch halb so schlimm. Außerdem sitzt ja hinter mir einer der in solchen Momenten sagt: „Jammer nicht rum, fahr einfach!“ Ich glaube ich werde dem Bär mal einen Partner besorgen, einen Elch, damit er des Nachts nicht so allein auf mein Fahrrad aufpassen muss. Außerdem habe ich versprochen ihm einen Nordkap-Pin zu kaufen, wenn wir oben sind. Aber noch ist es lange nicht so weit, er wird sich schon noch ein Weilchen gedulden müssen. Insbesondere dann, wenn das Wetter so bleibt wie heute, Regen, Regen und nochmals Regen und das bei Temperaturen um die 12 Grad. Alle Schweden, mit denen ich hier gesprochen habe, erzählen, es sei für diese Jahreszeit viel zu kalt und normalerweise könnte man schon baden gehen. Na danke, baden bin ich heute im übertragenen Sinne schon gegangen.

Einen beinahe Unfall hätte es heute fast auf einer wenig befahrenen Straße gegeben. Ein Sattelzug, der links abbiegen wollte, überholte mich, scherte rechts aus um die Kurve besser nehmen zu können und wenn ich nicht gebremst hätte, hätte er mich unweigerlich in den Graben geschubst. Eigentlich war ich auf Grund meiner neongelben Regenkleidung und Licht am Rad gut zu erkennen. Noch mal Glück gehabt.

Als Ziel hatte ich mir für heute einen Campingplatz rausgesucht, der wohl mehr im Stadtzentrum liegen sollte, prima dachte ich, da kann ich vielleicht trotz des Regens mal einen kleinen Einkaufsstraßen Bummel machen. Als ich die Adresse anfuhr, mein Navi führte mich zielgenau hin, war da weder ein Campingladen geschweige denn ein Campingplatz. Also, erst mal hinsetzten, tief Luft holen und dank der neuen Smartphone Technologie schnell einen neuen Platz gefunden, allerdings noch mal 10 km auf den Sattel. Schließlich kam ich dann hier im Swecamp an und es regnete munter weiter wie aus Eimern (so wie im Moment, in dem ich dies hier schreibe, auch noch). Nun, da ich eher zu einem Schönwetter Camper neige, denn ich mag keine nassen Klamotten und schon gar keinen nassen Schlafsack, sitze ich wieder in einer Hütte, was mir natürlich die Annehmlichkeit der unendlichen Stromversorgung garantiert, die für mich schon wichtig ist, ansonsten müsste ich aufhören den Blog zu schreiben, denn mit dem Sonnenpanel komme ich da leider bei dem Wetter nicht weit und mein Nabendynamo mit USB Anschluss reicht bei Weitem nicht aus, alles zu laden.

Noch während ich meinen Blog schreibe schaue ich in Richtung Reception und sehe die beiden Radler vom Vortag, die während eines heftigen Regenschauers ankommen, völlig durchnässt und offensichtlich genauso angeschlagen wie ich. Ich unterbreche meine literarische Stunde um sie zu begrüßen. Auch sie mieten ob des schlechten Wetters eine Hütte und wollen am Folgetag wegen der Wetterprognose einen Ruhetag einlegen und spontan schließe ich mich an und werde prompt zum Essen eingeladen, was ich natürlich dankbar annehme. Matthias und Grit, so heißen die beiden netten Reiseradler, wollten am Folgetag die Stadt besichtigen, einkaufen und abends wollten wir dann gemeinsam essen.

Es hat etwas Heimeliges, in dieser ca. 4×4 Meter großen Hütte, direkt an der Zufahrt zum Gelände zu sitzen und zu schreiben. Ständig kommen Camper entweder mit Wohnmobil oder Wohnwagen, denn morgen ist hier die Midsommer Party angesagt, mit Volkstanz, Live Band und allem was dazu gehört. Und es schüttet was das Zeug hält. Irgendetwas muss ich bei meinem gestern angekündigten Sonnentanz falsch gemacht haben, wie schon gesagt, ich bin ein miserabler Tänzer, wenn ich denn überhaupt das Tanzbein schwinge.

Bleibt nur noch zu überlegen, ob ich morgen starte oder nicht. Ich vertraue da auf den „Seher“  aus den gleichnamigen Heft von Asterix & Obelix der sagte: „Auf Regen folgt Sonnenschein.“ In diesem Sinne: Tschüss für heute.

 

Statistik:
Tageskilometer: 71,32 km
Tageshöhenmeter: 479 m
Fahrzeit: 04:17 Std.

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