
14. Reisetag
Freitag, 29. Mai 2015
Rund um die Mecklenburger Seenplatte – Der Marathon (MSR)
Da ich, wie ja schon beschrieben, das Zeitgefühl etwas verloren habe, werde ich ab jetzt mal die Wochentage mit eintragen (… habe ich natürlich nach der Neugestaltung der Seite von Beginn an gemacht).
Heute ist also endlich der große Tag des Radmarathons rund um die Mecklenburger Seenplatte gekommen. Am Vormittag waren Peter und ich zunächst bei der Ausgabe der Startnummern und haben uns die verschiedenen Stände der unterschiedlichsten Firmen angeschaut. Dabei galt unser Augenmerk natürlich hauptsächlich den ausgestellten Rädern und entsprechendem Equipment. Man muss ja schließlich auf dem Laufenden bleiben. Jedoch auch die häuslichen Pflichten in Form von Einkäufen hatten wir noch zu erledigen. Anschließend ging es zurück zu unserem „Basislager“ auf dem Campingplatz, nicht jedoch ohne uns vorher über den Zieleinlauf zu orientieren.

Diese Brücke stellt das letzte Hindernis vorm Ziel dar, was dann folgt …

… ist die „Triumphfahrt“ ins Ziel ;-))
Was nun folgte, waren die vor einem solchen Start üblichen Vorbereitungen. Kette ölen, Luftdruck, Bremsen prüfen, Startnummern am Fahrrad anbringen, Kleidung zurechtlegen u.s.w. Natürlich dient ein Teil dessen auch der Beruhigung der Nerven, denn beide waren wir schon nervös. Hatten wir gut und ausreichend trainiert, um die immerhin 300 km in Angriff nehmen zu können? Wir würden ja sehen, ob uns die Waden qualmen und die Luft ausgeht. Die Wetterprognose verhieß nichts Gutes, was sich in unserem Falle auch bewahrheitete, wie sich noch zeigen wird.

Fertig zum Start
Am Nachmittag, gegen 16:00 Uhr versuchten wir beide ein wenig Schlaf zu bekommen, es stand uns ja eine lange Nachtfahrt bevor, denn wir rechneten damit bis gegen 17:00 Uhr des Folgetages unterwegs zu sein (entsprechende Pausen inbegriffen). Allerdings fanden wir beide keine Ruhe, konnten jedoch in unseren Zelten immerhin dösen, an Schlaf war wirklich nicht zu denken, so sehr wir uns auch bemühten.
Also wieder raus aus der Falle, Radkleidung anziehen und eine letzte Mahlzeit zu uns nehmen, bevor wir gegen 20:30 Uhr gen Start rollten, der dann pünktlich um 21:30 Uhr unter den Anfeuerungsrufen des bekannten Tourteufels Didi Senft erfolgte. Gr0sses Gedränge herrschte am Startplatz in Neubrandenburg und die Luft war Adrenalin geschwängert.
Mit Polizei wurden wir aus der Stadt begleitet. Gleich zu Anfang wurden unsere „Kletterkünste“ auf eine harte Probe gestellt, denn nach ca. 1,5 km, wir hatten uns noch nicht einmal warm gefahren, kam eine Steigung die es wahrlich in sich hatte und gleich nach den niedrigen Gängen verlangte, jedenfalls für uns. Von den ebenfalls mitgestarteten Radcracks sahen wir nur noch die Rücklichter und auch die bald nicht mehr. So fuhren wir mehr oder weniger einsam durch die Nacht, ließen uns aber nicht beirren.
Ca. 1,5 km vor dem Erreichen des ersten Depots Feldberg, bei km 41, erfüllte sich die Wettervorhersage diesmal wirklich, es begann zu regnen und die Temperaturen sanken auf unangenehme 7-9 Grad, durch den Wind gefühlt eher weniger, also Regenklamotten an und nach einer Stärkung in Form von leckeren Brötchen und Kaffee ging es weiter.
Das nächste Depot in Neustrelitz war bei km 78 und es regnete bis kurz vorher. Wir behielten vorsichtshalber die Regenkleidung an und fuhren nach wiederum Kaffee und diesmal Kuchen und Brot weiter. Es ist unglaublich, was man beim Radfahren bei dieser Witterung an Kalorien benötigt, um im Sattel bleiben zu können. Hinzu kommt die anstrengende Konzentration bei der Fahrt in Dunkelheit, insbesondere bei schnellen Abfahrten. Deshalb muss man rechtzeitig nachladen, denn eine Kaffeefahrt im üblichen Sinne ist das nicht.
Auf der Fahrt zum dritten Depot in Röbel bei km 128, sollte unsere Entscheidung, die Regenkleidung anzubehalten „belohnt“ werden – es regnete erneut und es gab sogar eine Steigerung mit einem heftigen Regenguss, der uns aber zum Glück bereits im Depot erwische, so warteten wir bei Bolognesenudeln, Kaffee, Tee und Kuchen, bis der Regen sich gelegt hatte. Inzwischen war es hell geworden und ein wenig einfacher den Weg zu finden.
Das vierte Depot, Nossentiner Hütte, lag bei km 176. Wir hatten dort also schon mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns. Die Fahrt führte durch sehr welliges Gelände mit ordentlichen Steigungen und zur Abwechslung gab es dazu Gegenwind, aber es war kein Regen mehr in Sicht. Was jetzt folgt würde ich am Liebsten nicht schreiben müssen. 18 km nach dem Depot, nach einer ordentlich schnellen Abfahrt, bei km 194, und einer scharfen Rechtskurve, passierte das Unglück – die Hinterradfelge meines Rades zerriss mit einem lauten Knall auf einer Länge vom ca. 40 cm – Reparatur an Ort und Stelle unmöglich, wie auch. Das Hinterrad bzw. die Felge, sah aus wie nach einer Explosion.

Geplatzte Felge und geplatzter Schlauch – Fortsetzung des Marathons unmöglich
Scharfkantige Aluteile sprangen hervor. Glücklicherweise war die Geschwindigkeit nicht mehr so hoch wie in der Abfahrt zuvor und so kam ich glimpflich und ohne Sturz davon. Keiner, den ich im Nachgang fragte, hatte bisher so einen Schaden. Entweder ein Material- oder Herstellungsfehler. Ich glaube ich habe auf dieser Reise ein wenig Pech gepachtet. Mit dem Servicewagen ging es dann zurück zum Depot 4 und von dort mit dem eingerichteten Shuttle-Bus mit Radanhänger zum Startplatz auf die „Festwiese“. Der Busfahrer, ein sehr mitfühlender Mensch, sprach mit anderen er würde die „Kaputten“ zurück fahren, so das alle es hören konnten. Für die Jungs, die da entweder nach Stürzen oder irreparablen Defekten aufgeben mussten keine schöne Bezeichnung, denn alle haben trainiert und sicherlich nicht damit gerechnet aussteigen zu müssen und mit so einem Kommentar belegt zu werden – mir ging es jedenfalls so. Die Gefühle und Schimpfkanonaden meinerseits direkt nach dem Vorfall möchte ich, hier zumindest, nicht in Worte fassen, die kann sich jeder selbst ausmalen.
Aber zurück zu Peter, der nun die restlichen mehr als 100 km allein zurücklegen musste und dabei noch erheblich gefordert wurde. Er beschrieb es mit einem kurzen trockenen Kommentar, wie es seine Art ist, mit Radhölle: Regenschauer, Gewitter, Gegenwind und Steigungen waren seine Begleiter auf diesem Weg, aber beinhart, wie er nun mal ist, hat er sich durchgebissen, die insgesamt 307 km mit Bravour gemeistert und wurde im Ziel per Lautsprecher angekündig, bekam seinen wohl verdienten Applaus der Zuschauer und als Anerkennung die Medaille der Mecklenburger Seenrunde. Herzlichen Glückwunsch dazu, eine tolle Leistung. Es war sein erster Radmarathon und ich könnte mir denken, dass da noch mehr folgen.
Die Jungs der Mecklenburger Seenrunde, Detlef und Sebastian, halfen mir dann später beim Rücktransport meines Rades zum Campingplatz.
Fazit: Tolle Veranstaltung, sehr gute Organisation, prima Verpflegung, anspruchsvolle Strecke (für mich jedenfalls) – nur leider machte mir das Material einen Strich durch die Rechnung. :-((
Statistik:
Wochenkilometer in Neubrandenburg 105,23 km
Tageskilometer Marathon: 194,72 km -Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,13 km/h
Tageshöhenmeter: 1329 m
Fahrzeit: 10:44 Std.
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